Web Components erklärt, Teil 2: Web Components mit Polymer erstellen und verwenden

Veröffentlicht am 2. Juni 2014

Im ersten Teil der Serie rund um Web Components haben wir gesehen, dass wir es mit einer Sammlung verschiedener Technologien zu tun haben, die so orchestriert werden können, dass man mit ihnen eigene HTML-Elemente entwickeln kann. Das Ganze hat nur zwei Knackpunkte: erstens fehlen die meisten der neuen Features in den meisten modernen Browsern und zweitens ist es nicht ganz einfach, allein mit den neuen APIs eigene Elemente zu entwerfen. Die Web-Component-Technologien sind vielseitig und können für alles mögliche benutzt werden; selbsterfundene HTML-Elemente sind nur ein Use Case von vielen.

Die aktuell populärste Möglichkeit den Knackpunkten Browserunterstützung und API-Komfort zu begegnen besteht in der Verwendung von Polymer. Polymer ist ein von Google vorangetriebenes Open-Source-Projekt, das die Arbeit mit Web Components auf vielfältige Weise vereinfacht.

Was ist Polymer?

Polymer wird oft für einen reinen Polyfill für Web Components gehalten, ist aber erheblich mehr als das. Man kann grob von drei Teilen im Polymer-Projekt sprechen:

  1. eine Sammlung von Polyfills (platform.js) bringt Browsern die für Web Components nötigen Features (HTML Imports, Shadow DOM etc.) bei
  2. die Polymer-Library (polymer.html) stellt eine komfortable API für den Bau von eigenen HTML-Elementen bereit.
  3. eine Sammlung von fertigen Polymer-Elementen sorgt dafür, dass man nicht jeden Kleinkram selbst schreiben muss

Die Polyfills sind ein Teil des Gesamtprojekts, aber im Prinzip unabhängig vom Rest. Man kann auch aus dem ganzen Projekt nur die Polyfills nutzen und eigene Elemente auf eigene Faust entwickeln. Wenn man das nicht machen möchte, greift man zur Polymer-Library, mit der sich in Windeseile neue Elemente aufsetzen lassen. Angesichts der aktuellen Browser-Situation ist es sinnvoll, die Polyfills und die Library zu kombinieren, doch in (ferner) Zukunft wird es den Polyfill-Layer natürlich nicht mehr brauchen. Ist die Polymer-Library erst mal eingebaut, so kann man auf ein beachtliches Arsenal von fertigen Elementen zurückgreifen – es gibt Elemente für allerlei UI-Standardsituationen, aber auch für Low-Level-Operationen wie AJAX-Calls stehen fertige Tags parat.

Ja, HTML-Elemente für Ajax-Calls. Und für Media Queries und Single-Page-App-Router und viele andere Dinge, für die ein HTML-Element als API zunächst etwas seltsam anmutet. Im Kontext von Polymer sind solche Elemente allerdings häufig sehr sinnvoll, da sie sich gut mit anderen Elementen verdrahten lassen. Die Polymer-Library stellt nämlich sehr viel mehr Funktionen als nur ein überzuckertes document.register() zur Verfügung.

Ein erstes selbstgebautes Element mit Polymer

Das Polymer-Gesamtpaket (Polyfills und Library, ohne Fertig-Elemente) beschafft man sich am einfachsten via Bower:

$ bower install Polymer/polymer

Um Library und Polyfill zu nutzen sind nur zwei Dateien von Bedeutung: platform.js für die Polyfills und polymer.html für die Library. Letztere Datei ist für den Einsatz in selbstgebauten Elementen gedacht, erstere gehört in den <head> der Index-Seite:

<!doctype html>
<meta charset="utf-8">
<title>Index</title>
<script src="bower_components/platform/platform.js"></script>

Es ist absolut notwendig, platform.js möglichst weit oben in der Seite zu platzieren, da nur dann die Polyfills rechtzeitig in den Aktion treten können – ansonsten läuft man Gefahr, dass der Browser eventuell eingebaute Polymer-Elemente völlig falsch versteht.

Die kleinstmögliche Vorlage für ein Eigenbau-Element namens <x-foo>, die wir in die HTML-Datei x-foo.html stecken, sieht wie folgt aus:

<link rel="import" href="bower_components/polymer/polymer.html">

<polymer-element name="x-foo" attributes="">

  <template>
    Hier steht das <em>shadow dom!</em>
  </template>

  <script>
    Polymer('x-foo', {});
  </script>

</polymer-element>

Der HTML-Import ganz oben lädt die eigentliche Polymer-Library, die sich darum kümmert den restlichen Inhalt der Datei zu interpretieren. Das <polymer-element>-Element enthält alles, um unser Eigenbau-Element und z.B. dessen Namen und Attribute zu beschreiben. Im <template>-Element landet das Shadow-DOM und das Script meldet unser Element nebst APIs bei Polymer an. Und das war es im Prinzip schon! Wenn wir nun etwas Markup in das <template>-Element schreiben und wir die Datei x-foo.html per HTML Import in unsere Indexseite laden, können wir das Element verwenden:

<!doctype html>
<meta charset="utf-8">
<title>Index</title>
<script src="bower_components/platform/platform.js"></script>
<link rel="import" href="x-foo.html">

<x-foo></x-foo>

Das Ergebnis ist ein kleines HTML-Element, das Markup im Shadow DOM verbirgt und auch in heutigen Browsern ganz wunderbar funktioniert:

Das Element ist ansonsten ein HTML-Element wie jedes andere auch. Es kann mit document.createElement() erstellt werden und auch Click-Events und ähnliches können registriert werden. Das einzige Problem ist, dass das Element ziemlich nutzlos ist und kaum die wahren Fähigkeiten von Polymer demonstriert. Also bauen wir doch mal ein erstzunehmendes, nützliches und komplexes Element: ein Wetter-Widget! Folgende API ist unser (vorläufiges) Ziel:

<x-weather city="Berlin"></x-weather>

Eine konfigurierbare Wetter-Anzeige klingt nach etwas, das man benutzen möchte, das aber normalerweise aber mit viel JavaScript-Fummelei einzubauen wäre. Wir machen einfach ein HTML-Element draus.

Attribute und Data Binding

Wie wir ein Polymer-Element anlegen können, wissen wir bereits: man nehme eine Datei x-weather.html, kopiere dort die Element-Vorlage von oben hinein und ändere den Namen unseres neuen Elements im name-Attribut des <polymer-element>-Elements sowie im Script auf x-weather:

<link rel="import" href="bower_components/polymer/polymer.html">

<polymer-element name="x-weather" attributes="">

  <template>
  </template>

  <script>
    Polymer('x-weather', {});
  </script>

</polymer-element>

Wie wir unserem Element das Attribut city hinzufügen können, ist auch klar: wir tragen es einfach in das attributes-Attribut des <polymer-element>-Elements ein (mehrere Attribute kann man durch Leerzeichen getrennt eintragen). Aber was kann man dann mit dem Attribut machen? Im ersten Schritt könnte man es vielleicht einfach anzeigen. Polymer bringt sein eigenes Data Binding mit, d.h. man muss keine Extra-Libraries wie Knockout.js in Polymer-Elementen benutzen (obwohl man das natürlich könnte).

Um die Werte des Attributs city im Shadow DOM unseres Elements anzuzeigen, wird der Name des Attributs diese einfach in der Data-Binding-Syntax in das <template>-Element eingebunden:

<link rel="import" href="bower_components/polymer/polymer.html">

<polymer-element name="x-weather" attributes="city">

  <template>
    Das Wetter in <strong>{{city}}</strong>
  </template>

  <script>
    Polymer('x-weather', {});
  </script>

</polymer-element>

Das funktioniert soweit ganz gut: was immer wir auch in das Attribut hineinschreiben, das Shadow DOM spiegelt es wieder. Problematisch wird es nur, wenn das Attribut fehlt, denn dann steht plötzlich null im Shadow DOM. Wir brauchen also noch Default-Werte für die Attribute und hierbei hilft uns das bisher so stiefmütterlich behandelte <script>-Element in unserer Elementdefinition.

Der Aufruf von Polymer('x-weather', {}); meldet einerseits einfach das Element bei Polymer und damit beim Browser an, definiert aber auch den Prototype des Elements! Der Prototyp ist der ideale Ort für Attribut-Standardwerte. Fragt irgendwas (z.B. das Data Binding) das city-Attribut eines <x-weather>-Elements ab, das dieses Attribut nicht hat, so wird die Anfrage an den Prototypen delegiert und der Standardwert wird verwendet. Also tragen wir den Standardwert für city dort doch einfach ein:

<link rel="import" href="bower_components/polymer/polymer.html">

<polymer-element name="x-weather" attributes="city">

  <template>
    Das Wetter in <strong>{{city}}</strong>
  </template>

  <script>
    Polymer('x-weather', {
      city: 'Berlin'
    });
  </script>

</polymer-element>

Das kann sich für den Moment schon mal sehen lassen. Man könnte an dieser Stelle noch einiges an Detailarbeit verrichten (was passiert z.B. wenn Attribute nachträglich entfernt oder hinzugefügt werden?) aber für den Moment belassen wir das Element wie es jetzt ist. Wichtiger ist, dass wir auch tatsächlich das Wetter und nicht nur irgendwelche Attributwerte anzeigen. Hierfür brauchen wir natürlich eine Wetter-API, so wie die von openweathermap.org, und ein bisschen AJAX. Dieses bisschen AJAX werden wir bei dieser Gelegenheit auch mit einem Polymer-Element umsetzen.

Polymer-Elemente in Polymer-Elementen verwenden

Das Polymer-Projekt enthält neben Polyfills und der Polymer-Library auch eine ganze Sammlung gebrauchsfertiger Web Components (und wenn dort mal ein Element fehlen sollte, kann man noch bei Component Kitchen und anderen Seiten vorbeischauen). Eine dieser Fertig-Komponenten ist das <core-ajax>-Element, über das wir unsere API-Calls abwickeln werden. Installieren lässt sich das Element ganz einfach via Bower:

$ bower install Polymer/core-ajax

Polymer-Elemente wie unser <x-weather>-Element können andere Polymer-Elemente verwenden. Hierzu wird das eine Element einfach via HTML Import in das andere Element geladen und dann das neue Element einfach wie jedes andere Element im Template benutzt:

<link rel="import" href="bower_components/polymer/polymer.html">
<link rel="import" href="bower_components/core-ajax/core-ajax.html">

<polymer-element name="x-weather" attributes="city">

  <template>
    Das Wetter in <strong>{{city}}</strong>
    <core-ajax
      auto
      url="http://api.openweathermap.org/data/2.5/weather"
      params='{"q":"{{city}}", "mode":"json", "units": "metric", "lang": "de"}'
      handleAs="json"
      response="{{weather}}"></core-ajax>
  </template>

  <script>
    Polymer('x-weather', {
      city: 'Berlin'
    });
  </script>

</polymer-element>

Das <core-ajax>-Element hat einen Haufen interessanter Attribute:

  • auto startet automatisch einen Request wenn das Element lädt oder wenn sich die Werte von url oder params ändern
  • url ist das Ziel unseres Requests
  • params enthält die Parameter des Requests in Form von JSON. Wichtig hier: wir können Data Binding in den Attributen verwenden und notieren deshalb für die Ort-Parameter q einfach {{city}}. Polymer kümmert sich darum, dass dort jeweils der Wert eingetragen wird, der auch im city-Attribut des Elements selbst steht.
  • handleAs legt fest, wie wir die Antwort verarbeiten möchten (als Text, JSON, XML etc.)
  • response legt den Namen der Variable fest, in dem das Ergebnis des Requests gespeichert wird

Standardmäßig setzt das Element GET-Requets ab, was ganz in unserem Sinne ist, weitere Attribute sind nicht nötig. Das wichtigste Attribut ist in unserem Fall das response-Attribut, denn dessen Wert (weather) können wir jetzt wiederum benutzen um die Wetterdaten anzuzeigen – ganz einfach mit Data Binding:

<link rel="import" href="bower_components/polymer/polymer.html">
<link rel="import" href="bower_components/core-ajax/core-ajax.html">

<polymer-element name="x-weather" attributes="city">

  <template>
    Das Wetter in <strong>{{city}}</strong>:
    {{weather.main.temp}} ° C, {{weather.weather[0].description}}
    <core-ajax
      auto
      url="http://api.openweathermap.org/data/2.5/weather"
      params='{"q":"{{city}}", "mode":"json", "units": "metric", "lang": "de"}'
      handleAs="json"
      response="{{weather}}"></core-ajax>
  </template>

  <script>
    Polymer('x-weather', {
      city: 'Berlin'
    });
  </script>

</polymer-element>

Jetzt erscheint die Idee, für einen AJAX-Request ein HTML-Element zu verwenden doch gleich weniger schräg, oder? Dank Polymers Data Binding ist es ein Kinderspiel, Elemente miteinander zu verzahnen. Außerhalb von Polymer wird man vielleicht doch beim althergebrachten $.get() bleiben wollen, aber im Polymer-Kontext können auch nicht-sichtbare Dinge unter Umständen am besten als Elemement umgesetzt werden.

Und damit haben wir uns einen einigermaßen akzeptablen Wetter-Widget-Prototypen fertig gebaut:

Dieser Prototyp ist noch nicht wirklich tauglich für den Produktiveinsatz – unter anderem haben wir noch keinen einzigen Gedanken an Fehlerbehandlung oder eine JavaScript-API für das Element verschwendet. Aber immerhin zeigt das Element grob, was Polymer so zu leisten im Stande ist.

Fazit und weitere Schritte

Der Bau von <x-foo> und <x-weather> hat uns gezeigt, was Polymer kann und wie es sich zu Web Components allgemein verhält. Während „Web Components“ ein Dachbegriff für diverse neue Browser-Technologien ist, verwendet das Polymer-Projekt diese Technologien. Die Polyfills bringen ältere Browser auf den neuesten Stand, die Library ergänzt die Web-Component-Standardfeatures (HTML Imports, document.register()) um bequemere JavaScript-APIs und Bonusfunktionen wie Data Binding. Und mit der Sammlung vorhandene Elemente ist es kein Problem, in Windeseile auch auf den ersten Blick komplizierte Elemente wie das Wetter-Widget zusammenzuschustern.

Das Wetter-Widget in seinem aktuellen Zustand hat noch viel Verbesserungspotenzial und wir haben auch noch längst nicht die Möglichkeiten von Polymer ausgeschöpft. Das Widget könnte noch einen konfigurierbaren Update-Intervall gebrauchen, souveräner auf fehlschlagende Requests oder ein plötzlich entferntes city-Attribut reagieren und es könnte viel viel flexibler sein! Es will ja schließlich nicht jeder nur eine Zeile Text mit der Temperatur und dem Beschreibung haben. Das ist alles machbar und alles kein Hexenwerk, wie wir im nächsten Teil der Serie sehen werden.

Web Components erklärt, Teil 1: Was sind Web Components?

Veröffentlicht am 28. Mai 2014

Bei der Aufnahme der letzen Folge Working Draft (Revision 173) ging es um die neuen Features in Chrome 36, der aktuell im Beta-Stadium ist. Die Neuerungen sind vor allem für Web Components relevant … aber was sind „Web Components“ eigentlich? Was machen Sie, kann man sie schon benutzen und wie verhalten sich sich zu Projekten wie Polymer und X-Tag? Zeit das alles mal aufzuschreiben.

Welches Problem lösen Web Components?

Es gibt heutzutage kein Plugin-System für Frontend-Entwicklung. Es gibt allerlei Plugins für verschiedene Dinge, aber ein übergreifendes System steckt nicht dahinter. Einer Webseite eine neue Funktion beizubringen ist eine recht unangenehme Aufgabe, da es so viele verschiedene Wege gibt und all diese Wege irgendwelche Knackpunkte haben. Kommt die neue Funktion als jQuery-Plugin daher, braucht man jQuery. Wird sie in Form eines AMD-Moduls geliefert, muss man auch hierfür eine Library zur Hand haben und sich obendrein einen Wolf konfigurieren. NPM-Module müssen durch Browserify geheizt werden, „normale“ Libraries rümpeln irgendwelche Variablen in den globalen Scope (wenn man richtig Glück hat ist auch CSS dabei) und egal welchen Weg man beschreitet: am Ende muss man sich mit einer idiosynkratischen JavaScript-API herumschlagen. So baut man zum Beispiel eine Google-Map ein:

<script src="http://maps.googleapis.com/maps/api/js?key=APIKEY&amp;sensor=true">
</script>

<script>
  new google.maps.Map(document.getElementById('Map'), {
    center: new google.maps.LatLng(-52.033, 8.533),
    zoom: 8,
    mapTypeId: google.maps.MapTypeId.ROADMAP
  });
</script>

Man darf also sowohl etwas HTML als auch zwei Scripts manuell irgendwie in die Seite bringen und man muss dafür sorgen, dass das JavaScript zum richtigen Zeitpunkt ausgeführt wird. Und das schlimmste ist: dieses Vorgehen und diese API funktionieren so nur für Google-Maps, auf andere Plugins kann man sein Wissen nicht anwenden. Ein ziehbares Element mit jQuery UI erstellt man völlig anders:

$('#draggable').draggable({ 
  containment: "parent" 
});

Die API ist einerseits völlig anders, allerdings hat man auch hier das Vergnügen, die Abhängigkeiten und das Element selbst einzubauen, die JavaScript-Ausführung zu timen und das Ganze auf eine Art und Weise mit CSS zu versehen, die hoffentlich weder im Rest der Webseite noch in dem Plugin selbst etwas falsch macht.

Mit Web Components verändert sich der Plugin-Einbau so, dass die Google-Map der Zukunft so eingebunden werden wird:

<link rel="import" href="google-map-plugin.html">

<google-map
  latitude="-52.033"
  longitude="8.533"
  zoom="8"
  type="roadmap"></google-map>

Das Plugin ist ein selbstdefiniertes HTML-Element, das über ein <link rel="import"> in die Ziel-Seite geladen wird. Das Element enthält intern allerlei Markup, CSS und JavaScript, das vom Rest der Seite isoliert ist – externes CSS kann nicht ohne weiteres das interne Markup verunstalten und internes CSS kann die Außenwelt nicht beeinflussen. Die Konfiguration des Plugins erfolgt vor allem über HTML-Attribute, aber auch JavaScript-Methoden und DOM-Events können bereitgestellt werden.

Web Components haben gegenüber dem heutigen Plugin-Wirrwarr eine Reihe von Vorteilen:

  1. Sie sind einheitlich, denn alles ist ein HTML-Element
  2. Sie sind einfach zu benutzten, denn jeder kann schon HTML. Selbst für technisch nicht sonderlich bewanderte CMS-Redakteure sollten Web Components zu meistern sein.
  3. Sie sind kombinierbar, denn sie sind ja nur HTML-Elemente. Eine Konstruktion wie <light-box><google-map></google-map></light-box> funktioniert auch ohne dass die beiden Elemente aufeinander abgestimmt sein müssen, so wie auch <div><p></p></div> einfach funktioniert
  4. Sie kapseln ihren inneren Aufbau (HTML, CSS, JS) und verhindern so Konflikte mit anderen Plugins oder Scripts auf der Webseite.

Web Components lösen also das Problem, dass Frontend-Entwicklung kein Plugin-System hat. Das Webseiten-Plugin der Zukunft ist ein selbstdefiniertes HTML-Element mit komplexem, aber von der Außenwelt sauber abgekapseltem Innenleben, das sich nach außen verhält wie jedes andere Element auch. Damit all das aber in jedem Browser funktioniert, muss eine ganze Menge zusammenkommen …

Was konkret sind Web Components?

Ähnlich wie „HTML5“ keine konkrete Technologie, sondern ein Dachbegriff für viele verschiedene Technologien ist, gibt es auch keine direkte „Web-Component-API“ im Browser. Stattdessen erlaubt ein Set von neuen APIs das Erstellen von Web Components, doch diese APIs können auch für viele andere Dinge verwendet werden. Die wichtigsten APIs aus dem Web-Component-Universum sind die folgenden:

Custom Elements

Wer eigene HTML-Elemente definieren möchte, braucht dafür die entsprechende Browser-Schnittstelle, die von der Custom Elements Specification beschrieben wird. Vom Prinzip her ist das Ganze kein Hexenwerk; man meldet sein neues Element einfach per document.registerElement() an und schon klappt es:

document.registerElement('x-foo', {
  prototype: Object.create(HTMLElement.prototype, {
    // ...
  })
});

Das hier erstellte Element <x-foo> ist in dieser Form nicht mehr als ein etwas anders benanntes <div> ohne besondere Fähigkeiten. Den neuen Elementen spezielle Funktionen beizubringen ist schon etwas komplizierter, geht aber natürlich auch. Aber Stichwort Name: selbstgebaute Elemente müssen im Unterschied zu normalen Elementen einen Bindestrich im Namen haben (z.B. <google-map> oder <x-widget>), genießen aber sonst ziemlich die gleichen Rechte wie normale, eingebaute HTML-Elemente.

HTML Templates

HTML Templates sind genau das, was der Name vermuten lässt: Templates. Das Markup in einem <template>-Element wird vom Browser verarbeitet, aber nicht angezeigt – nur über eine JavaScript-API kann man den Inhalt (ein gebrauchsfertiges DocumentFragment) auslesen, eventuell vorhandene Platzhalter ersetzen und das Endergebnis dann irgendwo einfügen:

<template>
  <p>Ich bin Eintrag Nr. {{num}}</p>
</template>

<script>
  var tpl = document.querySelector('template').content;
  for(var i = 0; i < 3; i++){
    var p = tpl.querySelector('p').cloneNode(true);
    p.innerHTML = p.innerHTML.replace('{{num}}', i + 1);
    document.body.appendChild(p);
  }
</script>

Mit HTML Templates gibt es einen bequemen Weg, unsichtbar Markup für die Verwendung in Scripts überall in einer Webseite (oder einer Komponente) unterzubringen.

Shadow DOM

Das Shadow DOM eines Elements ist eine Art Sub-DOM-Baum in einem Element, der nicht für normale Scripts und andere Einflüsse zugänglich ist – der Sub-Baum versteckt sich eben im Schatten. Nimmt man es ganz genau, so ist der Shadow-Baum nicht wirklich ein Sub-Baum des Elements, sondern steht komplett außerhalb des normalen DOM und wird nur mit dem Element verbunden.

Ein bekanntes Beispiel für Shadow DOM sind die Bausteine des <progress>-Elements. In den meisten Browsern ist der Fortschrittsbalken über normales HTML umgesetzt, aber da es sich eben um Shadow DOM handelt, sieht man von diesem Unterbau nichts, wenn man das Element inspiziert. Und auch selbstgebautes Shadow DOM ist möglich! Im folgenden Codeschnipsel wird ein Shadow-DOM-Baum in ein ganz normales Element eingehängt. Dieses Shadow DOM erscheint dann wie ein fester Bestandteil des Elements, so wie die Steuerungselemente in einem HTML5-Videoplayer:

var widget = document.createElement('div');
var shadowRoot = widget.createShadowRoot();
var content = document.createElement('p');
content.innerHTML = 'Hallo Welt!';
shadowRoot.appendChild(content);
document.body.appendChild(widget);

Es ist klar, dass für Web Components, die ja ein komplexes Innenleben in selbstgebauten HTML-Elementen umsetzen wollen, Shadow DOM eine ganz zentrale Technologie darstellt.

HTML Imports

HTML Imports erlauben das Laden von HTML-Dokumenten in andere HTML-Dokumente:

<link rel="import" href="plugin.html">

Das ganze funktioniert nicht direkt wie z.B. ein include() in PHP o.Ä., sondern eher ein bisschen wie <template>-Elemente. Der Browser lädt das verlinkte Dokument herunter, liest es ein, lädt alle dort referenzierten Ressourcen (CSS, JS etc.) und verarbeitet das HTML. Das Resultat wird aber nicht einfach an Ort und Stelle in die Seite gekippt, sondern in der DOM-Eigenschaft import bereitgestellt. Hier findet man ein komplettes Document-Objekt für die geladene Ressource vor und kann sich nach Herzenslust daran bedienen: enthaltene Templates klonen, eingebundene Scripts ausführen  – was auch immer gerade anliegt.

Im Web-Component-Kontext kann ein solcher Import alle Daten für ein Element enthalten: die nötigen Templates, das Script zum Anmelden eines neuen Tags und was sonst noch so gebraucht wird. Für alle, die neue Elemente nur benutzen und nicht unbedingt selbst schreiben wollen, reduziert sich also der gesamte Arbeitsaufwand auf das Einbinden eines einzigen <link>-Elements (und natürlich das Einbinden des Importierten Custom Elements selbst).

Diverse weitere Technologien

Es gibt noch diverse weitere neue Browser-APIs, die oft mit Web Components assoziiert werden – Object.observe(), Scoped Style Sheets und viele weitere. Inwiefern man das alles braucht, kommt ein bisschen darauf an, wie genau man an Web Components herangeht, denn theoretisch führen viele Wege nach Rom – im Prinzip auch heute schon.

Was kann man heutzutage schon mit Web Components anfangen?

Den meisten Browsern fehlen noch die meisten Technologien für Web Components. In Chrome wird ab Version 36 so gut wie alles fast komplett implementiert sein, aber auch nur fast – und von den anderen Browsern wollen wir lieber gar nicht reden. Allerdings lässt sich mit einer Mixtur aus Polyfill und Abstraktion das Meiste durchaus schon hinkriegen. Dinge wie ein <google-map>-Element sind keine Papiertiger, sondern tatsächlich heute schon exakt so benutzbare Web Components. Und die Benutzung und Erstellung solcher Components passiert heute schon auf eine Weise, die recht nah an der zukünftigen Alltagspraxis sein dürfte. Natürlich braucht man heutzutage Polyfills und Libraries, doch die wird man auch in 5 Jahren noch brauchen – selbst wenn jeder Browser alle Web-Component-APIs vollständig unterstützt.

Nicht vergessen: „Web Components“ ist nur ein Überbegriff für viele verschiedene Technologien, die das Erstellen eigener Komponenten ermöglichen. Diese Technologien sind aber nicht allein auf den Komponenten-Bau ausgerichtet, sondern man kann sie für viele verschiedene Dinge benutzen. Es braucht immer noch einen JavaScript-Layer, der die Einzelteile zu einer komfortablen Component-API zusammenknotet. Entsprechend wird man auch in fernster Zukunft eine JavaScript-Library brauchen, die das Erstellen eigener Elemente mit Shadow DOM und Konsorten vereinfacht, eine Art jQuery für Eigenbau-Elemente. Heutzutage kommt auf diese Library einfach noch ein Haufen Polyfills obendrauf. Hat man aber einerseits die Polyfills, andererseits die Library und keine Angst vor experimenteller Software, so kann man heutztage durchaus schon seine eigenen Elemente bauen und in den meisten modernen Browsern herumspielen. Wie genau das konkret funktioniert, sehen wir dann in Teil 2 dieser kleinen Serie.

Erklärbär-Termine für Juni und Juli 2014

Veröffentlicht am 20. Mai 2014

Talks, Kurzseminare und und Druckbetankungen zu den gewohnten Themen liefert der Webtechnologie-Erklärbär auch diesem Sommer reichlich:

  • 23. und 24. Juni in München: CSS3 bei der Open Source School. Mein bewährtes zweitä­gi­ges CSS3-Standardprogramm katapultiert die Teilnehmer in das CSS3-Zeitalter, in dem Webfonts und Farbverläufe fließen. Geboten wird ein großer Praxisanteil, kleine Arbeitsgruppen und mindestens ein CSS3-E-Book gibt es als Bonus.
  • 25. - 27. Juni in München: HTML5-Schulung bei der Open Source School. Mein bewährtes drei­tä­gi­ges HTML5-Standardprogramm stattet die Teilnehmer im Druckbetankungsverfahren mit so gut wie allem aus, was man zu HTML5 wissen muss. Von semantischem Markup bis hin zu Canvas-Frameworks ist alles dabei. Auch hier steht einen großer Praxisanteil mit überschaubaren Arbeitsgruppen auf dem Plan und ein Exemplar des HTML5-Buchs gibt es obendrein.
  • 28. und 29. Juni in Grainau: HTML5/CSS3-Seminar auf dem Publishing BootCamp 2014. Ein anfängerfreundlicher Einstieg in die wunderbare Welt der modernen Webplattform.
  • 16. und 17. Juli in Nürnberg: Talk und Workshop zum Thema „Neue Techniken für Responsive Design“ auf der Developer Week 2014. Geplant ist eine Tour in die äußeren Randgebiete von Responsive Web Design. Techniken von Morgen, APIs der Zukunft und die Herangehensweise für eine Post-PC-Welt stehen auf der Agenda.

Termine unpassend, Orte alle zu weit weg und Programme nicht genehm? Ich komme auch gerne mit einem maßgeschneiderten Talk oder Workshop vorbei – mich kann man mieten!

HTML5 Drag & Drop, Teil III: der indirekte Drop-Nachweis

Veröffentlicht am 8. Mai 2014

Dieser Artikel ist Teil einer Serie:

  1. Teil 1: Dateien
  2. Teil 2: Elemente
  3. Teil 3: Drop Effect

Der Begriff „Planet“ geht auf das griechische Wort πλανήτης zurück, das ganz grob übersetzt „Umherschweifender“ bedeutet. Das Wort hat sich durchgesetzt, weil schon die alten Griechen die Planeten beobachten konnten und erkannten, dass diese sich am Himmel bewegen, im Gegensatz zu ganz normalen Sternen. Nur der Planet Neptun ist in der Antike nie entdeckt worden, weil er einfach viel zu weit entfernt ist, um ohne weiteres als bewegtes Objekt erkannt zu werden. Einem findigen Mathematiker namen Urbain Le Verrier fiel allerdings 1846 auf, dass die Umlaufbahn des bis dahin als äußerstem Planeten bekannten Uranus ein wenig seltsam war. Uranus verhielt sich so, als gäbe es jenseits seiner Bahn noch eine weitere beträchtliche Gravitationsquelle – sowas wie einen großen Planeten. Le Verrier rechnete aus, wo dieser mysteriöse Extra-Planet zu einer bestimmten Uhrzeit zu sehen sein müsste, setzte jemanden vor ein auf die fragliche Stelle gerichtetes Teleskop und siehe da– der Planet Neptun ward entdeckt. Und wenn wir die Drag & Drop-API von HTML5 komplett bändigen wollen, müssen wir genau wie Monsieur Le Verrier einen indirekten Nachweis führen, nur eben über Geschehnisse im Browser und nicht über astronomische Objekte.

Sinn und Zweck des Drop Effect

Eine Drag & Drop-Operation kann vieles bedeuten. Wenn Element A auf Element B gezogen wird, könnte das eine Kopier- oder auch eine Verschiebe-Operation sein. Man kennt das vom Datei-Manager seines Betriebssystems – je nachdem welche Taste man gedrückt hält, wird eine Datei verschoben oder kopiert oder macht ganz etwas anderes. Die HTML5-API erlaubt es, die mit einer Operation verbundenen Intention (kopieren, verschieben etc.) durch verschiedene Event-Stufen zu transportieren, ähnlich wie Daten transportiert werden. Und ähnlich wie die Daten lässt sich diese Intention bei einigen der Events im Rahmen einer Drag-Operation auslesen – natürlich nicht bei allen Events und auch nicht bei den gleichen Events wie die Daten, aber es geht. Gemäß der Spezifikationen lässt sich die Intention bei den Events dragenter und dragover sowie ggf. bei drop und dragend auslesen, wobei sie jeweils im Event-Objekt in der Eigenschaft dropEffect zu finden ist.

Der dropEffect kann die Werte none, copy, move und link haben, die für jeweils eine Intention stehen. Wie das funktioniert kann man am besten einer einer simplen Demo mit gezogenem Text sehen. Nicht vergessen: die Drag & Drop-API von HTML5 ist die gleiche Funktionalität, die im Browser auch die ganz normalen Drag-Operationen abwickelt. Demnach müsste man in dieser Fiddle unterschiedliche Werte gemeldet bekommen, je nachdem wie man Text auf das Ziel-Div zieht. Drückt man während der Operation die jeweilige Modifikator-Taste (variiert je nach OS; meist ist es ctrl oder alt), so erhält man copy, andernfalls move – immer vorausgesetzt, der Browser verhält sich diebezüglich standardkonform, was Mitte 2014 einzig beim Firefox der Fall ist.

Diese kleine Demo ist kein sinnvolles Beispiel für die Nutzung des Drop Effect, zeigt aber den Gedanken hinter dieser Eigenschaft. Wenn wir den erst mal verstanden haben, können wir den Drop Effect für unsere eigenen Zwecke in unseren eigenen Drag-Operationen nutzen, denn wir können ihn auch selbst setzen … oder besser gesagt beeinflussen.

Den Drop Effect beeinflussen

Bei einer selbstgebauten Drag & Drop-Operation wie unserem Endprodukt aus Teil 2 der Artikelserie können wir im dragstart-Event uns selbst den Drop Effect für unsere Operation aussuchen. Das Problem ist, dass das nicht ganz so einfach ist, wie man vielleicht spontan hoffen mag. Das, was später der Drop Effect wird, wird über eine Eigenschaft namens effectAllowed festgelegt, die nicht die gleichen Werte wie der spätere dropEffect hat. Stattdessen akzeptiert er die Werte none, copy, copyLink, copyMove, link, linkMove, move, all und uninitialized. Jeder dieser Werte resultiert in einem oder mehreren bestimmten Drop Effects, die dieser Tabelle zu entnehmen sind:

effectAllowed mögliche dropEffects
copy copy
move move
link link
copyLink copy, link
copyMove copy, move
linkMove link, move
all copy, link, move

Es gibt noch ein paar weitere effectAllowed-nach-dropEffect-Mutier-Pfade, die jedoch für unseren Use Case von gezogenen Elementen erst mal nicht relevant sind. Man erkennt aber an der Tabelle ein System. Jene effectAllowed-Werte, die auch ein gültiger dropEffect-wären, resultieren in eben genau diesem Wert als dropEffect. Die Kombinationswerte wie copyMove lassen als dropEffect sowohl copy als auch move zu – es kommt dann darauf an, wie genau der Nutzer das Element gezogen hat (d.h. welche Tasten während der Operation gedrückt wurden).

An dieser Stelle können wir an die (z.Z. nur im Firefox funktionierende) Text-Drag-Demo von vorhin andocken, dann das Ganze funktioniert genau so mit Elementen! Man setze beim Start der Drag-Operation einen effectAllowed, der zwei verschiedene dropEffect-Werte zulässt …

$('li').on('dragstart', function(evt){
  evt.originalEvent.dataTransfer.setData('text', '');
  evt.originalEvent.dataTransfer.effectAllowed = 'copyMove';
});

… und schon wird uns je nachdem wie wir das Element ziehen (normal oder mit gedrückter ctrl/alt-Taste) im drop-Event mal der eine, mal der andere dropEffect gemeldet:

$('.dropzone').on('drop', function(evt){
  evt.preventDefault();
  $(this).removeClass('valid');
  window.alert(evt.originalEvent.dataTransfer.dropEffect);
});

Im Firefox ausprobieren! Blöderweise machen es die anderen Browser weniger gut; Chrome und Safari liefern beide beim drop-Event immer none, ganz egal wie der Nutzer das Element durch die Gegend zieht. IE macht es zumindest mit gezogenen Textauswahlen richtig. Je nachdem was wir nun mit dem dropEffect anzustellen gedenken, kann uns das stören oder auch nicht.

Den Drop Effect verwenden

Der dropEffect ist selbst in den Browsern, die ihn nur mittelprächtig implementieren nützlich, doch fokussieren wir uns zunächst auf einen dem Standard entsprechenden Use Case. Dieser wird dann in Firefox, Chrome und Safari funktionieren. Man kann mit kleinen Einschränkungen auch andere Browser unterstützen, aber wir fangen erst mal mit dem vollen Programm an.

Wir können in das Endprodukt aus Teil 2 der Artikelserie recht einfach einen dropEffect einbauen, indem wir bei dragstart den effectAllowed festlegen und und beim drop den dropEffect auslesen. Das wäre für sich genommen erst mal ziemlich nutzlos. Allerdings könnten wir ja tatsächlich die beiden denkbaren effectAllowed-Werte das machen lassen, was sie versprechen – nämlich die gezogenen Elemente kopieren oder verschieben! Der erste Schritt ist das schon erwähnte Einbauen des effectAllowed in dragstart:

$('li').on('dragstart', function(evt){
  var type = $(this).attr('data-type');
  var data = $(this).text();
  evt.originalEvent.dataTransfer.setData(type, data);
  // Kopieren und verschieben zulassen
  evt.originalEvent.dataTransfer.effectAllowed = 'copyMove';
});

Beim drop-Event könnte man nun den dropEffect auslesen und das gezogene Element entweder klonen und in das Ziel-Element einhängen (dropEffect ist copy) oder einfach das gezogene Element direkt adoptieren (dropEffect ist copy). Das ist allerdings aus einer Reihe von Gründen nicht empfehlenswert – nicht zuletzt, weil wir in der Demo <li>-Elemente ziehen und diese keine direkten Kinder von <div>-Elementen sein dürfen. Besser ist es, das gezogene Element anhand der im dataTransfer-Objekt übertragenen Daten nachzubauen:

$('.dropzone').on('drop', function(evt){
  evt.preventDefault();
  $(this).removeClass('valid');
  var key = $(evt.target).attr('data-accept');
  var val = evt.originalEvent.dataTransfer.getData(key);
  // Das gezogene Element als Div "nachbauen"
  $('<div>').text(val).appendTo(evt.target);
});

Der Code deckt nun den copy-Fall ab, jedes gezogene Element wird geklont. Für den move-Fall können wir das dragend-Event nutzen, das auf dem gezogenen Element feuert. Hier fragen wir ab, ob der dropEffect den Wert move hat und entfernen in diesem Fall einfach das gezogene Element:

$('li').on('dragend', function(evt){
  if(evt.originalEvent.dataTransfer.dropEffect === 'move'){
    // Im Fall von Verschiebe-Operation das gezogene Element löschen
    $(evt.target).remove();
  }
});

Fertig! Je nach gedrückter Modifikator-Taste werden die ziehbaren Elemente nun in ihr Ziel-Element kopiert oder verschoben – und das immerhin in Chrome, Firefox und Safari. Und es kommt noch besser: das Script funktioniert jetzt über Browserfenster-Grenzen hinweg! Man kann zwei Firefox-Fenster mit der Fiddle geöffnet haben und von einem Fenster ins andere Elemente ziehen um sie zu kopieren und zu verschieben.

Das Ganze funktioniert aus drei Gründen: zum einen ist die API einfach so gebaut, dass sie ganz allgemei Drag & Drop-Operationen verarbeitet. Wo diese Operationen starten, ob im gleichen Browserfenster, in einem anderen Fenster oder ob es sich um eine vom Desktop gezogene Datei handelt, ist der API egal. Zweitens stören uns die Bugs in Chrome und Safari, die im drop-Event den falschen dropEffect melden nicht, da wir ihn nur im dragend-Event abfragen, wo er korrekt ausgegeben wird. Und drittens anderen ist der Code so geschrieben, dass jedes Event nur mit den Daten arbeitet, die die API ihm bereitstellt. Würden wir z.B. das gezogene Element im drop-Event nicht nachbauen, sondern das wirklich gezogene Element adopieren, so könnte das nicht funktionieren – wir bekommen schließlich in Fenster A keinen Zugriff auf Elemente in Fenster B. Nur die Daten der Drag-Operation werden übermittelt, wobei diese dann auch reichen, um einigermaßen überzeugend ein Verschieben über Fenstergrenzen hinweg zu simulieren.

Der große Haken an unserem bisherigen Werk ist, dass es aktuell nur in den modernsten Varianten von Firefox, Chrome und Safari funktioniert. Das lässt sich auch nicht ohne weiteres ändern, allerdings können wir mit einer kleinen Einschränkung des Funktionsumfangs weitere Browser bedienen.

Der eingeschränkte Drop Effect als indirekter Drop-Nachweis

Browser wie der Internet Explorer liefern, egal welche Tasten man drückt, den falschen dropEffect. Aber immerhin: sie liefern einen, vorausgesetzt es hat ein drop-Event stattgefunden. Damit kann man zwar nicht mehr zwischen Kopier- und Verschiebe-Operationen unterscheiden, aber immer noch Elemente von Browserfenster A nach Fenster B ziehen. So wird der dropEffect zu einem einfachen Signal degradiert, mit dem wir in einem Fenster festellen können, was im anderen passiert ist, so wie Urbain Le Verrier die abweichende Bahn von Uranus das Signal für die Existenz von Neptun war.

Der dropEffect ist laut Standard none wenn das drop-Event nicht stattgefunden hat (weil z.B. die dragover-Handbremse nicht gelöst wurde). Wenn das drop-Event stattgefunden hat, ist der dropEffect einer der Werte aus dem effectAllowed-Setting – im Ideallfall der Wert, der der durch Tastendruck untermauerten Intention entspricht. Der IE macht nur den letzten Teil falsch, d.h. browserfensterübergreifende Operationen klappen noch immer! Es gibt nur keine Unterscheidung zwischen verschiedenen Daten (da ja der IE als Daten-Key ausschließlich text zulässt) und Intentionen. Ein entsprechend vereinfachter Fall funktioniert also auch im Internet Explorer!

Fazit

Drag & Drop ist sowohl in nativen Programmen als auch in Webapps ein alter Hut. Die Möglichkeiten im Browser waren aber stets beschränkt. Datenaustausch zwischen Browserfenstern oder einfach nur mehreren Teilen einer App (z.B. iFrames) war kaum möglich. Auch das Ausdrücken von Intention per Tastendruck war bestenfalls knifflig, da ja jedes Betriebssystem-Interface hier seine eigenen Regeln aufstellt. Um hier auf das native Level zu kommen brauchte es zwingend eine Browser-API.

Mit HTML5 wird das Web in Sachen Drag & Drop-Fähigkeiten zumindest in die richtige Richtung geschoben. Theoretisch, d.h. auf dem Spezifikations-Papier, ist alles da, was man braucht und die mißratene API ließe sich mit einer kleinen Abstraktionsschicht in den Griff kriegen. Mir ist noch keine entsprechende Library bekannt, allerdings würde der flächendeckende Einsatz auch mit Astraktionsschicht am Intenet Explorer scheitern, der selbst in der neuesten Version gleich mehrere Features nicht unterstützt. Sollte sich das demnächst ändern, sind auch im IE mit Webapps komplizierte Dateisortier-Interfaces oder Multi-Fenster-Apps möglich … vorausgesetzt ein findiger JavaScript-Nerd bringt die API mal in benuztzbare Form.