In letzter Zeit sind sehr viele neue Videos aus dem JSConf-Umfeld bei Youtube aufgeschlagen. Obwohl die Talks meist vergleichsweise kurz ausfallen (lobenswerterweise!) dürfte kein normaler Mensch die Zeit haben, sich alles anzusehen. Zum Glück bin ich nicht normal und habe in den letzten Wochen wirklich extrem viel Zeit in der Eisenbahn verbracht. Und ich habe mir währenddessen alles angesehen.

Die folgenden 7 Videos sind die, die mir am besten gefallen haben und aus denen ich am meisten für den Alltag mitgenommen habe. Das ist notwendigerweise ziemlich subjektiv (abgefahrene ES6-Experimente finde ich persönlich sehr viel spannender als enterprisige Scaling-Probleme) aber ich versichere euch, dass ihr mit dem Konsum der folgenden Talks nichts falsch macht. Die Videos sind nach meiner persönlichen Bewertung sortiert – was weiter oben steht, fand ich besser. Und sie sind alle kurz genug, um bequem in eine Mittagspause zu passen.

Guy Bedford: Package Management for ES6 Modules

Noch ein Package Manager? Vade retro satana! Aber Guy Bedford verheiratet mit JSPM die Gegenwart von JavaScript-Modulen (AMD, CommonJS, Globals) mit der Zukunft (ES6-Module) auf entzückend elegante Art und Weise. Egal wie das Modul verfasst ist, mit JSPM funktioniert es in jedem Fall. Ein Polyfill bringt der JS-Umgebung ES6-Module bei und der Moduloader ist qua ES6-Standard sowieso in der Lage angepasst zu werden, was in diesem Fall für all die verschiedenen DIY-Formate passiert. Ein Package Manager für Zukunft und Gegenwart.

James Long: Unshackling JavaScript with Macros

SweetJS stattet JavaScript mit Makros aus. So weit, so altbekannt; dass man SweetJS als eine Art Traceur Light verwenden kann, war zumindest mir nicht gegenwärtig. Das Package es6-macros implementiert die meiner Meinung nach wichtigsten ES6-Features (Destructuring, Klassen, Arrow Functions) ohne dass man mit dem Monstrum Traceur (und seinen heillos kaputten Grunt-Plugins) ringen müsste. Und natürlich kann man mit SweetJS noch mehr anstellen, was James Long in epischer Breite erklärt.

Neil Green: Writing Custom DSLs

Eine eigene DSL bauen? „Brauche ich nicht, kann ich nicht“ war mein erster Gedanke. Doch Neil Green zeigt sehr schön auf, wie falsch dieser Gedanke ist. Vom Nutzen von DSLs über die Planung mit dem Endnutzer bis hin zur konkreten Umsetzung wird kein Schritt auf dem Weg ausgelassen, so dass man sofort seine eigene kleine Sprache bauen möchte.

John-David Dalton: Fearless Browser Testing

Der Autor von Lo-Dash erzählt aus seiner Test-Praxis – und die hat es in sich. Er hat den Anspruch, dass seine Library auch in den ollsten Browsern und ungewöhnlichsten Umgebungen funktioniert und führt zu diesem Zwecke allerlei Tricks und Tools zu Felde. Wenn man vielleicht auch nicht jedes seiner Probleme selbst jederzeit hat (wandernde Timer in alten IE z.B.) ist seine Test-Infrastruktur doch sehr beeindruckend und inspirierend.

Nick Bray: Native Code on the Web

Wenn ein Google-Mitarbeiter über „Native Code on the Web“ erzählt, befürchtet man zunächst eine Werbeveranstaltung für Native Client. Tatsächlich ist dieser Talk jedoch ein schön nerdiger Rundumschlag, der auch ASM.js und der konkreten Umsetzung von Webapps mit nativem Kern Zeit widmet. Was Nick Bray erzählt und zeigt ist für die tägliche Arbeit von Otto Normalentwickler vermutlich nicht direkt relevant, ist aber unter dem Gesichtspunkt Nerd-Sport sehr beeindruckend.

Christoph Burgmer: Hacking a HTML renderer in plain browser-side JS

Und nochmal Frontend-Extremsport in seiner feinsten Form. Christoph Burgmer kombiniert über 9000 verschiedene Hacks um in seinem Browser einen Browser zu bauen. Yo dawg.

Ryan Florence: Embularactymerbone

Ein kurzer Vergleich zwischen Ember, Angular, React, Polymer, und Backbone. Ich weiß nicht was Polymer in dieser Reihe zu suchen hat, aber trotzdem: schneller als in diesem 30-Minuten-Video bekommt man nicht die Unterschiede zwischen all diesen Frameworks erklärt. Kann man sich gut ansehen, wenn man sich mit den einzelnen Tools noch nicht befasst hat.