Gestern meldete das W3C, dass seine XHTML-Arbeitsgruppe endlich der lange erwarteten Abwrackung überführt wird: XHTML 2 Working Group Expected to Stop Work End of 2009, W3C to Increase Resources on HTML 5.
Today the Director announces that when the XHTML 2 Working Group charter expires as scheduled at the end of 2009, the charter will not be renewed. By doing so, and by increasing resources in the Working Group, W3C hopes to accelerate the progress of HTML 5 and clarify W3C's position regarding the future of HTML.
Adios XHTML2 – es war auch höchste Eisenbahn. War es doch schon länger klar, dass in einer Welt, in der noch immer ein Programm auf dem technischen Stand von 2001 wütet, revolutionäre Auswüchse nichts verloren haben. Und vor allem ist die Idee eines XML-Webs, bei dem jeder kleine Fehler gleich das Dokument unparsebar macht (richtiges XHTML vorausgesetzt, nicht die Warmduscher-Variante mit text/html
als Content Type) nicht mit der Realität vereinbar. Wir paar Nerds mit unseren validen Dokumenten sind, falls das jemand vergessen haben sollte, eine Minderheit zwischen Abermillarden Myspace- und Frontpage-Seiten. Und selbst wenn man XHTML2 ein paar nette Ideen attestieren mag, muss man einfach anerkennen, dass mit HTML5-Unterstützung in vielen Browsern bereits vor einiger Zeit Fakten geschaffen wurden.
Und so verabschieden wir uns heute endgültig von einem der größeren Irrtümer der letzten Zeit. Tschüss!
Kommentare (13)
Nicolas ¶
3. Juli 2009, 10:26 Uhr
Ich gebe Dir ja in allen Punkten recht und ich sehe es auch eher positiv, dass die Sache eingestampft wird. Aber XHTML war dennoch eine sehr gute Idee. Wenn sich das durchgesetzt hätte, gäbe es nämlich keine Entgleisungen wie MySpace und Frontpage mehr. Die Webentwicklung hätte dadurch einen den Qualitätsanspruch erhalten, der ihr zusteht. Was unsere Arbeit wiederum verbessert hätte, da klarere Bedingungen geschaffen worden wären.
Christian ¶
3. Juli 2009, 11:03 Uhr
Der Gedanke, dass "richtiges" XHTML die Zukunft werden soll, war für mich immer eine weltfremde Ansicht. Die einzige validen Dokumente sind, unterm Strich, die Portfolio-Pages und Blogs der "Web-Entwickler" selbst. Sobald ein Web-Entwickler Projekte mit einem CMS im Einsatz dem Kunden überlässt, ists sowieso wieder vorbei mit validem Code. Und dann bleiben nur mehr die beschriebenen MySpace und Frontpage-Exkremente übrig.
@Nicolas: Das mit dem mangelnden Qualitätsanspruch im Web halte ich sogar für ganz gut. Ohne die MySpace- und Frontpage-Seiten würde sich das Web selbst umbringen. Ein spitzen Layout wie das dieses Blogs hier wäre selbstverständlich und wir wärn wohl bald am Ende des Machbaren.
Schön, dass XHTML2 jetzt auch offiziell in den Eimer geschmissen wird.
Nicolas ¶
3. Juli 2009, 11:41 Uhr
Zitat Christian:
Das sind ganz bestimmt nicht die einzigen validen Dokumente ;-) Ich würde sogar behaupten, dass so ziemlich jede professionell erstellte Website valide ist. Und genau darum geht bzw. ging es: professionelles Webdesign. Nicht darum, was (X)HTML für den Heimgebrauch bedeutet. Aber da haben sich die Prioritäten wohl mittlerweile verschoben.
Das Argument hört man ja öfters. Nur nachvollziehen kann ich es nicht. Die WYSIWYG-Editoren in den CM-Systemen sind schon recht gut und verhindern diverse Fehler. Und sollte dem nicht so sein, müssen die Editoren eben entsprechend weiterentwickelt werden. Da sehe ich nun wirklich nicht den Grund dafür, XHTML aufzugeben.
Was ich oben schon versucht habe zu verdeutlichen: es gibt nicht das Web. Zum Beispiel spielt für die meisten meiner Kunden MySpace, Twitter und all der Kram überhaupt keine Rolle. Die sind auch erfolgreich ohne dass das Social Web Notiz von ihnen nimmt.
cmi ¶
3. Juli 2009, 13:55 Uhr
was das "programm aus dem jahr 2001" angeht - ganz ehrlich, ich hoffe auf den durchschlagenden erfolg von windows 7 und das es wenigstens ein wenig wie xp nach dem me-fiasko wird. die ungewöhnlich niedrigen preise bis ende des jahres (von der vorbestellaktion ganz zuschweigen) und windows xp-modus in den "firmenversionen" lassen mich zumindest hoffen.
Damien0101 ¶
3. Juli 2009, 14:24 Uhr
Zitat Nicolas:
Super, es gibt ja nicht nur MySpace und Co. Es gibt ja auch noch (und ich würde sagen, dass ist die absolute Mehrheit) Leute, die mit ein wenig Ahnung eine Seite erstellen - konformität gibt es da nicht, sie sind froh wenn die Seite "funktioniert" und Bekannte und Co. darauf können/kommen. Und jene würdest du über XHTML2 vom Web aussperren. Super Idee! Hat was von damals...
mo ¶
3. Juli 2009, 14:41 Uhr
Zitat Damien0101:
Und dann wird so lange an sowieso kaputten Seite rumgefummelt, bis sie im eigenen Browser und dem des Bekannten irgendwie so aussieht wie es gedacht war. Die 150 Fehler die der Validator ausspucken würde wenn man die Seite denn prüfen würde werden ignoriert. Und man wundert sich dann, warum die Browser immer fetter und langsamer werden, da die Hälfte der Zeit und Resourcen damit verschwendet werden aus Mist doch noch irgendwas zu zaubern.
Das hatten wir alles schon. Ich hatte eigentlich gehofft, diese Zeiten sind vorbei.
GE ¶
3. Juli 2009, 15:06 Uhr
Egal, Hauptsache EIN Standard für die Zukunft, und zwar einer, dem es egal ist, ob end-tags in den solo-tags sind oder nicht.
Paul ¶
3. Juli 2009, 21:50 Uhr
Ich finde es sehr gut das du diese Nachricht erwähnt hast. Sie währe sonst an mi vorbeigegangen, ich nutze nämlich auch kein Twitter.
Für mich ist valides entwickeln einfach nur der Standard. Es ist eine Art Regelwerk oder Rechtschreibung im Web. Ich habe mit validen Seiten sehr gute Erfahrungen gemacht.
Peter ¶
3. Juli 2009, 21:55 Uhr
Zitat Paul:
Ich kann den Newsfeed des W3C empfehlen – da habe ich die News her. Wobei Twitter natürlich auch nicht verkehrt ist.
Stefan Nitzsche ¶
4. Juli 2009, 21:31 Uhr
„War es doch schon länger klar, dass in einer Welt, in der noch immer Briefe geschrieben werden, revolutionäre Auswüchse nichts verloren haben.“ – was wäre wohl passiert wenn 1989 Mike Sendall das auf das Proposal von Tim Berners-Lee geschrieben hätte …
Peter ¶
4. Juli 2009, 21:33 Uhr
Genau, weil schließlich das bloße Vorhandensein von Briefen die Verwendung des WWW für Brief-Benutzer blockiert! Oder Moment... ne, das ist ja Blödsinn.
Jetzt echt mal...
Axel ¶
5. Juli 2009, 15:43 Uhr
XHTML war zum scheitern verurteilt, weil es Leute nicht verstanden haben, aber es der "neuste Schrei" war und es deshalb alle als doctype gesetzt haben, obwohl es KEINEN Sinn ergab. Persönlich ging mir das bevor ich mich mal mit XML auseinandergesetzt hatte auch so.
Da kann man echt nur den Kopf schütteln wenn man bedenkt was im Web alles als "XHTML" deklariert ist, sich die Leute auch noch was drauf einbilden "Webstandards" zu befolgen und am Ende wird's dann als "text/html" ausgeliefert und im Browser sowieso als normales HTML verarbeitet. Oh mann.
Ich liefer grundsätzlich immer noch alles einfach als HTML 4 strict aus, oder bald wohl einfach als "HTML" - also 5.
Eigentlich ist es nämlich selbst heute noch nicht zu verwenden, weil es Browser gibt die es schlichtweg nicht verstehen. Ansonsten wäre es für Mashups etc. ja gar keine so schlechte Idee gewesen.
rbq ¶
5. Juli 2009, 20:57 Uhr
Das ist IMHO ganz großer Mist, HTML ist ja kein Nachfolgestandard, sondern nur ein wenig Rumgefrickel und leichte Verschlimmbesserung der einen oder anderen Altlast. Was mit XHTML 2 weggeworfen wurde, war dagegen mindestens XFrames und eine realistische Chance auf XForms im Browser. Das Ganze ist für mich ein gefühlter Rückschritt weit in die Vergangenheit. Naja, zumindest bedeutet es, dass wir in Zukunft mehr Aktivität (quasi die Wiederbelebung der Irrwege der Anfangstage) erleben dürfen, als den Stillstand der letzten Jahre. Statt neuer Font-Formatierungselemente bekommen wir nun halt noch eine Handvoll Object-Varianten hinzu, warum eigentlich nicht.